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Die Turteltaube - Vogel des Jahres 2020

Foto: NABU Rosl Rößner
Der gefiederte Liebesbote steht auf der globalen Roten List. Am 26. Oktober fand nachmittags im DRK – „Treff amSonneneck“ ein sehr interessanter Vortrag von dem NABU Mitglied Roland Eichenbaum aus Wittmund zum Vogel des Jahres 2020, die Turteltaube statt. Der für das Jahr 2020 vereinbarte Vortrag  mußte infolge der Corona Pandemie abgesagt und verlegt werden.  Die Turteltaube ist ein Symbol für die Liebe, ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Sie wurde vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) zum „Vogel des Jahres 2020“ gewählt. Damit wollen die Verbände darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist. Seit 1980 haben wir fast 90 Prozent dieser Art verloren. Unsere kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht. Früher hat man das markante Gurren der Turteltaube an jedem Dorfrand oder Flussufer gehört.  Wildkräutersamen an Feldwegen und Feldfrüchte aus Zwischensaaten boten ausreichend Nahrung. Heute brüten Turteltauben häufig auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Weinbauregionen, wo sie noch geeignete Lebensbedingungen vorfinden. Der Gesang der Turteltaube ist ein zartes fast schnurrendes „turrr-turrr“-Gurren. Daher auch die Namensgebung Turteltaube. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern. Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte jedoch nicht auf ihren Feldern haben. Damit fehlen lebenswichtige Wildkräutersamen während der kritischen Phase der Jungenaufzucht. Ein Grund, so Eichenbaum, dass die Vögel nicht mehr genügend Junge für die Arterhaltung aufziehen können. Hinzu kommen natürliche Nesträuber wie Habicht, Elstern, Eichelhäher, die legale Jagd in 10 EU-Ländern, sowie zunehmende Landnutzung in den Überwinterungsgebieten der Sahelzone. Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert bei uns die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm. Ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Feld-und Wiesenvögel teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen. Helfen können wir der Turteltaube so Eichenbaum, durch Erhalt und Anlegen strukturreicher Wald- und Feldränder mit pestizidfreien Streifen für Wildkräuter. Erforderlich ist zum Trinken der Erhalt von Kleingewässern mit unbewirtschaftetem Randstreifen, insbesondere für Jungvögel. Landwirte können für solche Maßnahmen Agrarumweltprogramme der Bundesländer nutzen. Auch eine Nachfrage bei der unteren Naturschutzbehörde kann hilfreich sein. Politisch, so Eichenbaum, ist die EU aufgefordert, endlich die legale Jagd auf Turteltauben zu stoppen. Ausgerechnet Tauben, die in vielen Ländern der Welt als Symbol der Liebe, Freundschaft und Frieden gelten, werden immer noch legal abgeschossen.  
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